Eine besondere Wanderung mit lokalgeschichtlichem Hintergrund

Umgebung

Hier muss man eine Anfahrt von ca. 20 km in Kauf nehmen, bevor es losgeht. Aber es lohnt sich sehr! Kurz vor dem Nachbarort Brantôme („Venedig des Périgord“) links auf eine große Umgehungsstraße, dann wieder links in Richtung Angoulème-Mareuil. Nach ca. 10 km ist rechts der Ort „St-Crépin-de Richemont“ ausgeschildert und auch der Anlass dieser Wanderung:“Les carrières de meules des Riches Monts“ – alte, um 1850 still gelegte Steinbrüche, die über mehrere Jahrhunderte zur Herstellung von Mühlrädern genutzt wurden.

Von einem kleinen Parkplatz mit einer Informationstafel geht es los zu einem ca. 2,8 km langen Parcours, bei dem es ein wenig bergauf und bergab geht (maximal 100 m) und der deshalb auf ca. 1 1/2 bis 2 h veranschlagt ist – wobei die sehr informativen Tafeln an verschiedenen Standorten in die Zeitkalkulation mit einbezogen sind.
Ein weitgehend naturbelassener Wald mit vielen Eichen und Esskastanien, Unterholz, bemoosten Steinen, Büschen und blühenden Pflanzen, die den Rundweg säumen, ist so romantisch und verwunschen, dass sich schon deshalb die Anfahrt gelohnt hätte. Aber dann wird man überrascht von alten, überwachsenen, geschichteten Steinbrüchen mit imponierenden Relikten der hier hergestellten Mühlräder. Das angrenzende Dorf St. Crépin war bis Mitte des 19. Jhdts. bekannt für seine Tradition der Herstellung von steinernen Mühlrädern.

Über Jahrhunderte war diese Fabrikation das Privileg bestimmter Familien und wurde von Generation zu Generation vererbt. Eine extrem harte Arbeit, die offensichtlich auch die Charaktere dieser Menschen prägte, in denen sich Stolz, physische Stärke und Durchsetzungsvermögen bis hin zu Gewalttätigkeit (diese nicht zuletzt auch aus sozialer Not) paarten. Der Transport dieser tonnenschweren Räder auf Ochsenkarren bis zum Kunden war mühsam und gefährlich. Man traf sich deshalb auch auf halber Strecke zur Übergabe der kostbaren Ware (der Preis konnte bis zu dem eines kleinen Einfamilienhauses betragen). Die Geschichte dieses vererbten Gewerbes wird auf dem Rundgang sehr anschaulich geschildert mit einem Exkurs zurück in die Vorgeschichte primitiver früher Steinwerkzeuge zum Mahlen des Getreides.

Die Kombination von schönster Natur und anschaulicher Geschichte eines über Hunderte von Jahren und von Generation zu Generation lokal betriebenen Gewerbes macht dieses Rundgang unvergesslich und fast zu einem ‚Muss‘ bei einem Mühlenaufenthalt.

 
 

 

 

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